vielleicht noch mal ein paar allgemeine Worte zu den Sommerwurzen. Sie gehören zu den sogenannten Vollparasiten, das heisst, sie "zapfen" andere Pflanzen an und entziehen ihnen lebensnotwendigen Nährstoffe. Sommerwurze besitzen nämlich kein Chlorophyll und können somit keine Photosynthese betreiben, um sich selbstständig mit "Nahrung" zu versorgen. Sie sind also auf Wirtspflanzen angewiesen um überleben zu können.
Hört sich vielleicht gefährlich an, man braucht aber nicht wirklich Angst zu haben, dass sie die anderen einheimischen Pflanzen all zu sehr in Bedrängnis bringen könnten. Im Vergleich zu einer Girlandenblume, die auf Sao Miguel beispielsweise auf geeigneten Standorten alles niedermacht was sich ihr an Natur entgegen zu stellen wagt, sind die Sommerwurze sogar eher als harmlos zu bezeichnen. Sie schwächen zwar ihre Wirte, die Schäden halten sich aber (ausserhalb von Kulturen) zumeist in Grenzen.
Und da sie kein Chlorophyll besitzen, ist folglich auch nichts Grünes an ihnen zu finden. Selbst wenn sie blühen sehen sie wie ein vertrocknetes Etwas aus und finden daher kaum Beachtung. Ich freue mich trotzdem immer wieder wenn ich welche sehe. Von den über den Daumen gepeilt gut 20 Arten, die es in Deutschland gibt, befinden sich glaube ich die meisten (wenn nicht sogar alle, müsste ich mal nachschauen) auf der Roten Lste der gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Pflanzen. Ich gönne es ihnen, dass sie auf Madeira anscheinend ein Refugium gefunden haben, wo sie glücklich vor sich hin parasitieren können...
Gruß Velvet
In allem was Du hier an Interessantem schreibst, stimme ich Dir zu. Lediglich hinsichtlich der Unscheinbarkeit lege ich Einspruch ein: Die Blüten können sehr wohl attraktiv aussehen (siehe beigefügtes Bild der - vermutlich - Ästigen Sommerwurz (Orobranche ramosa). Allerdings stammt dieses Exemplar von La Gomera. mfg Ulrich
ich versuche hier als eine absolute Laien-Botanikerin mitzumischen, weil mich die Pflanzen halt faszinieren. Nun hätte ich gerne von euch gewusst, ob ihr anhand des etwas unscharfen Fotos erkennen könnt, welche Sommerwurz ich im Mai 2012 hier auf Madeira am Wegesrand nach Eira do Serrado fotografiert habe???
udalriche: In allem was Du hier an Interessantem schreibst, stimme ich Dir zu. Lediglich hinsichtlich der Unscheinbarkeit lege ich Einspruch ein: Die Blüten können sehr wohl attraktiv aussehen (siehe beigefügtes Bild der - vermutlich - Ästigen Sommerwurz (Orobranche ramosa). Allerdings stammt dieses Exemplar von La Gomera. mfg Ulrich
Hallo Ulrich,
okay, da hast du mich erwischt. Es gibt natürlich auch ein paar Sommerwurze mit recht ansehnlichen Blüten wie das Foto von dir eindrucksvoll beweist Gehört meiner Meinung nach übrigens auch in die O.ramosa-Gruppe.
andorinha: ich versuche hier als eine absolute Laien-Botanikerin mitzumischen, weil mich die Pflanzen halt faszinieren. Nun hätte ich gerne von euch gewusst, ob ihr anhand des etwas unscharfen Fotos erkennen könnt, welche Sommerwurz ich im Mai 2012 hier auf Madeira am Wegesrand nach Eira do Serrado fotografiert habe???
Bin gespannt auf eure Antworten...
Grüße andorinha
Hallo andorinha,
gute Frage. Und falls es dich beruhigt, Sommerwurze gehören zu den Pflanzen, die einen manchmal ganz schön ins Grübeln bringen können. O. alba würde ich allerdings ausschliessen. Die Blüten sind mir auf der Oberseite zu gleichmäßig gebogen und normalerweise hat sie auch nicht so viele Blüten.
O. lutea ist es meiner Meinung nach aber auch nicht. Eine Ausschnittsvergrößerung des Blütenstandes würde wahrscheinlich zeigen, dass die Narben nicht gelb sind... Bleibt jetzt nur noch die Frage was du da fotografiert hast. Muss zugeben dass ich mir nicht zutraue das zu beantworten. Wäre es möglich noch mal eine Vergrösserung der Blüten (vom Originalfoto) hier rein zu stellen?
ich glaube dieses Problem werden wir erst einmal aussitzen müssen... Ein Sommerwurz-Freak könnte da bestimmt was zu sagen. Ich kann an dieser Stelle allerdings nur spekulieren, und das hilft uns jetzt glaube ich nicht weiter Werde mir beim nächsten Madeira-Aufenthalt die Teile mal etwas näher zu Gemüte führen.
danke für die Antwort. Ich werde mir im nächsten Mai die Pflanzen auch genauer ansehen, und eine bessere Kamera dabei haben. Ich gehe mal davon aus, dass sie an der gleichen Stelle wieder blühen - so muss ich nicht lange suchen...... Vielleicht lernt man/frau sich auch mal hier kennen.....
vielleicht noch ein kleiner Hinweis, auch an alle anderen hier. Übersichtsaufnahmen sind auf jeden Fall sinnvoll, da man unter Anderem einen Hinweis auf die Wirtspflanze bekommen kann (in deinem Fall scheint es die Drüsige Wolldistel Andryala glandulosa in der Subspecies varia zu sein). Bei den Sommerwurzen sollte man aber auch immer die Blüten so nah wie möglich aufs Bild bekommen, sowohl von vorne als auch von der Seite (wegen der Farbe der Narben und der Behaarung der Blüten). Und am besten noch eine Blüte abpflücken und zu Hause abmessen (falls man im Gelände kein Lineal zur Hand hat ).
Kommen im nächsten Frühjahr selber nicht dazu. Da werden wir "fremd" gehen...
um wieder von den Wurzen weg zu kommen und damit die Pflanzenfreunde zwischen den Feiertagen nicht allzu träge werden, mal wieder was Neues. Ist jetzt nicht so dass mir die Endemiten ausgehen würden, aber nach den diversen Weihnachtsessen ist vielleicht etwas leichtere Kost angebracht. Die folgende Art kann man als typisches Acker-Unkraut bezeichnen. Man findet sie auf Madeira also vorwiegend in den niederen Lagen, in Gärten, Äckern, aber auch entlang von Levadas. In Deutschland ist die Pflanze übrigens auch recht häufig anzutreffen...
sicherlich wisst ihr Spezialisten auch woher angeblich der deutsche Name herkommt? Vielleicht kennt ihr euch im Mittelhochdeutschen aus. Ich hab' es nur im Buch nachgelesen ;-) Gruß andorinha