Von der Gattung Ageratina gibt es weltweit über 300 Arten, von denen auf Madeira zum Glück nur zwei vertreten sind, der Drüsige und der Ufer-Wasserdost (Ageratina adenophora und Ageratina riparia). Am einfachsten sind sie zu unterscheiden, wenn man sich die Form der Blätter einprägt. Beim Drüsigen Wasserdost sind diese breit dreieckig bis rautenförmig, während die der anderen Pflanze deutlich schmaler und an beiden Enden spitz zulaufend sind.
Beide Arten stammen ursprünglich aus Mittelamerika und gelten als extrem invasiv. Auf der Insel sind vorwiegend die feuchteren Regionen betroffen, wo insbesondere der Drüsige Wasserdost schon weit verbreitet ist. Allerdings zeigt der Ufer-Dost auch schon eine deutliche Zunahme im Bestand. In der jetzt fast 25 Jahre alten "Flora of Madeira" steht hierzu noch geschrieben: "Only a few, scattered records are known for this species but it is easily confused with Ageratina adenophora and may be under-recorded". Die beiden Arten können also, wie man auch in diesem Beitrag bemerkt hat, leicht miteinander verwechselt werden. Allerdings ist der Ufer-Dost inzwischen schon so häufig und man bekommt ihn eigentlich fast jeden Tag zu Gesicht, wenn man sich in den entsprechenden Regionen rumtreibt, dass es unvorstellbar erscheint, dass alle Botaniker im letzten Jahrhundert komplett blind gewesen sind und den Ufer-Dost hartnäckig übersehen haben. Die deutliche Zunahme ist somit eigentlich nur dadurch zu erklären, dass er tatsächlich in Ausbreitung begriffen ist.
Das werden sicherlich auch schon viele heimische Botaniker und Pflanzenfreunde bemerkt haben, allerdings gibt es diesbezüglich nur wenig Neues zu lesen. Eigentlich werden immer nur irgendwelche Listen veröffentlicht oder es erscheinen hier und da ein paar Fotos und Anmerkungen zu neu entdeckten Arten. Wäre in diesem Zusammenhang mal interessant zu erfahren, ob es aktuelle Bemühungen gibt, die Insel systematisch hinsichtlich des Arteninventars und der Verbreitung der einzelnen Pflanzen zu kartieren. Vielleicht fühlt sich jetzt ja auch ein Insel-Bewohner mit guten Portugiesisch-Kenntnissen gemüßigt, diesbezüglich mal Nachforschungen anzustellen.
Und dann noch einen Auftrag für den Jasonauten: Während des nächsten Urlaubs bei der Suche nach zugewachsenen Wegen auch mal nach dem Ufer-Dost Ausschau halten. Auch auf die Gefahr hin, dass er dann möglicherweise "over-recorded" ist...
Brauche ich 'ne Lupe? Habe nur ein Fernglas. Umdrehen?
Dieses Blättchen fand ich nett.
Jasonaut.
Noch zu sagen wär,
Busch, Wilhelm (1832-1908)
Reisen
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur, Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's! Reise, reise!
Diesem Gedicht widerspricht eine Passage aus einem Brief an Johanna Kessler vom Juli 30.7.1896):
Auch ich war immer daheim, grub, krautete, stochert, handhabte die Giesskanne, besah alles, was wuchs, tagtäglich genau und bin daher mit jeder Rose, mit jedem Kohlkopf, mit jeder Gurke intim bekannt. Eine etwas beschränkte Welt, so scheint's. Und doch, wenn man's recht erwägt, ist all das Zeugs, vom dem jedes unendlich und unergründlich ist, nicht weniger bemerkenswerth als Alpen und Meer, als Japan und China.
mrjasonaut:Brauche ich 'ne Lupe? Habe nur ein Fernglas. Umdrehen?
Weder noch. Eine Machete reicht völlig...
Und zur speziellen Bezeichnung der verschiedenen Blattformen und Blattränder gibt es übrigens auch zahlreiche Seiten auf Deutsch. Wer also bei einem fußförmigen Blatt beispielsweise auf dem Schlauch steht, der kann getrost Tante Google oder nahe Verwandte zu Rate ziehen.