nachdem das kühle Frühjahr dafür gesorgt hatte, dass wir noch Anfang Mai auf der Ponta de Sao Lourenco eine blühende Landschaft vorfanden, so waren wir hinsichtlich der Vegetation im Hochgebirge doch relativ skeptisch, zumal es dort auch noch ungewöhnlich späte Wintereinbrüche mit Schneefall gegeben hatte. Aus diesem Grunde wurden die Ausflüge in die Hochlagen auch an das Ende des Urlaubes geschoben, in der Hoffnung, dort doch noch etwas zu sehen. Um so überraschter waren wir, als wir schließlich vom Pico do Arieiro in Richtung Pico Ruivo wanderten. Wir bekamen Pflanzen zu Gesicht, die wir hier Mitte Mai noch nie blühend gesehen haben. Anscheinend hatte das anhaltend warme und sonnige Bombenwetter der vorangegangenen Tage dafür gesorgt, dass hier die Vegetation förmlich explodiert ist. (so, und damit hätte das Forum jetzt vermutlich auch die NSA an den Hacken ).
So machte beispielsweise das Felsen-Knabenkraut (Orchis scopulorum) seinem Namen alle Ehre und hing in regelmäßigen Abständen in den Wänden rum... Und hier mal zwei Arten, die nur in den oberen Höhenlagen der Insel auf felsigen Standorten zu finden sind.
Du wirst uns doch hoffentlich nicht zu lange im Ungewissen lassen, um was es sich bei Deinen Bildern handelt? Ich merke, dass die Fixierung auf Flechten ein Fehler war ... ich kenne überhaupt keine höheren Pflanzen auf Madeira. (In La Gomera habe ich diesen Fehler nicht mehr wiederholt und bin nicht an jeder Blüte achtlos vorüber gelaufen).
ulrich:Ich merke, dass die Fixierung auf Flechten ein Fehler war ... ich kenne überhaupt keine höheren Pflanzen auf Madeira. (In La Gomera habe ich diesen Fehler nicht mehr wiederholt und bin nicht an jeder Blüte achtlos vorüber gelaufen).
Hallo Ulrich,
dafür kennst Du dich bei den Flechten halt sehr gut aus. Man kann nicht alles gleichzeitig machen. Ich habe das während des Studiums und eine zeitlang danach zwar versucht, aber irgendwas bleibt da immer auf der Strecke. Lieber auf eine Sache konzentrieren und versuchen, den Rest nicht aus den Augen zu verlieren...
Und Nabend zusammen,
bei der ersten Abbildung handelt es sich um die Madeira-Grasnelke (Armeria maderensis). Zum Glück gibt es auf der Insel nur eine Grasnelke, im Gegensatz zur Iberischen Halbinsel, wo einem diese Teile fast zur Verzweiflung treiben können. Die beiden anderen Abbildungen sind vom Madeira-Wundklee (Anthyllis lemanniana). Hier gilt das Gleiche wie bei den Grasnelken, eine recht schwierige Gattung, von der es auf Madeira allerdings ebenfalls nur diese eine Art gibt.
Und wie die (deutschen) Namen schon andeuten, beide Pflanzen kommen nur auf Madeira vor.
Hallo Velvet, vielen Dank für die Aufklärung. Wo Du Armeria sagst, fällt mir ganz dunkel ein, dass ich 1975 auf Island Ähnliches gesehen habe - ich meine, es war Armeria maritima (oder so ähnlich). mfg Ulrich
habe gerade in meinen schlauen Büchern nachgeschaut. Du hast dich mit Armeria maritima nicht geirrt. Die einzige Grasnelke auf Island, die man allerdings auch an den Küsten Deutschlands finden kann...
der Riesen-Schachtelhalm (Equisetum telmateia) ist der häufigste Schachtelhalm auf Madeira. Dafür musste er sich allerdings keine große Mühe geben, da er der einzigste Schachtelhalm auf der Insel ist...
In Deutschland wächst er in nur in (halb)schattigen Wäldern auf sickernassen, quelligen Untergründen. Unter den stark ozeanischen Klimabedingungen Madeiras ist er allerdings häufiger außerhalb von Wäldern zu finden und besiedelt gelegentlich sogar flächendeckend feuchte Brachflächen. In Deutschland ist für so etwas eher der Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense) zuständig, der allerdings auf den atlantischen Inseln fast vollständig fehlt.
Seggen sehen zwar grasähnlich aus und sind mit den "normalen" Gräsern auch näher verwandt, gehören jedoch zu der Familie der Sauergräser. Demgegenüber steht die Familie der Süßgräser, zu der die meisten typischen Wiesen- und Weidegräser gehören. Ich weiß jetzt nicht genau, woher der Name Süß- bzw Sauergras kommt. Reingebissen habe ich jedenfalls noch nicht, zumindest nicht bei den Sauergräsern. Vermutlich hängt es aber damit zusammen, dass Sauergräser keinen hohen Futterwert besitzen und vom Vieh in der Regel auch gemieden werden, da sie ziemlich hartfaserig sind.
Zu unterscheiden sind sie aber recht gut (auch ohne darauf herumzukauen). Süßgräser haben immer einen m.o.w. rundlichen Stängel, der zwar manchmal flach zusammengedrückt sein kann, aber niemals dreieckig ist. Außerdem ist er hohl und besitzt "knotenartige" Verdickungen, die allerdings manchmal nicht so gut zu erkennen sind. Diese besondere Stängelform, die es nur bei den Süßgräsern gibt, wird auch Halm genannt. Seggen besitzen keinen Halm, sondern immer einen dreikantigen Stängel, ebenso wie die Zypergräser, die auch zu den Sauergräsern (Cyperaceae) gehören. Manchmal ist er stumpf dreikantig, wie beispielsweise beim Papyrus (Cyperus papyrus), bei anderen Arten häufig aber auch scharf dreikantig, sodass man sich sogar daran schneiden kann. Bei kleineren Arten braucht man eigentlich nur den Stängel zwischen den Fingern zu drehen und man spürt sofort die dreikantige Form.
Bei der hier abgebildeten Art handelt es sich um die Madeira-Segge (Carex lowei). Man könnte sie auch Lowe´s Segge nennen, aber da sie nur auf Madeira vorkommt, passt der erste Name auch sehr gut. Recht ähnlich ist übrigens die Hänge-Segge (Carex pendula), die gerne in Gärten angepflanzt wird...
hast Du hier eigentlich auch schon einmal Binsen vorgestellt? Ich frage, weil ich schlechte Erinnerungen an riesige Binsen-Büsche habe, die es auf der Ponta de Sao Lourenco bei der Fonte Geraldo gab und an denen man sich immer mit großer Mühe auf schmalem, rutschigem (und steil abfallendem) Pfad entlang hangeln musste, wenn man beim Zelten Wasser von der Quelle holen oder sich dort waschen wollte: Immer haben sie heftig gestochen - ein Ausweichen war nicht möglich ... das haben die offenbar gewusst und ausgenutzt -:(
den Binsen auf Madeira habe ich eigentlich noch keine große Beachtung geschenkt, da hier keine besonders bemerkenswerten Arten zu finden sind. Außer vielleicht der Kopfigen Binse (Juncus capitatus), für die man allerdings auf dem Boden rumkriechen muss, da es eine sehr kleine einjährige Art ist.
Bei dem von dir beschriebenen Qüälgeist handelt es sich übrigens ganz sicher um die Stechende Binse (Juncus acutus), einer dicht horstförmig wachsenden Art, die bis zu 150 cm hoch werden kann und starre, spitze Blätter besitzt, die tiefe Eindrücke hinterlassen können. Diese Pflanze ist auch im gesamten Mittelmeerraum in küstennahen Regionen zu finden.
Gruß Velvet
Nachtrag zur Segge: Irgendwas vergesse ich immer. Die Madeira-Segge besiedelt vorwiegend bewaldete Täler im zentralen und nördlichen Bereich Madeiras.
vielen Dank für Deine treffende Beschreibung der Binse. Allerdings finde ich Deine Beschreibung "hinterlässt tiefe Eindrücke" vornehm untertrieben Der Artname "acutus" beschreibt ihre Eigenschaft wesentlich zutreffender!