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Infos, Tipps und Austausch zu Leben und Urlaub auf Madeira

 


Nur mal so zur Anregung
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04.06.12 11:27
Olivada 

Madeira-Riesenfingerhut

Nur mal so zur Anregung

Hallo Zusammen,

nur ein Gedanke, den ich unabhängig voneinander zweimal gelesen habe. Dem Sinn nach:
"Nur was man kennt kann man schützen, und gerade beim Naturschutz werden die Menschen dazu genötigt etwas zu schützen, das sie gar nicht kennen".

Dem kann ich leider nur zustimmen. Das Wissen um die Natur, die Zusammenhänge und naturwissenschaftliches Denken gehen immer mehr den Bach runter - nicht nur auf Madeira. Bei fast jedem Schritt vor die Tür schreit mir unendliche Blödheit ins Gesicht.

So genug geschimpft, weiter im Text, ich habe noch eine Pflanzenliste zu bearbeiten.

Grüße
Olivada

Zuletzt bearbeitet am 04.06.12 13:43

04.06.12 17:46
Carsten 

Madeira-Cinerarie

Re: Nur mal so zur Anregung

Olivada:
Bei fast jedem Schritt vor die Tür schreit mir unendliche Blödheit ins Gesicht.

Das denke ich jeden Tag. Die Leute können nicht mehr rechnen (wozu auch? Gibt ja Taschenrechner, PC, etc.) und fehlerfrei schreiben (macht ja nix, für SMS reicht es ja). Wenn es dafür nicht reicht, reicht es erst recht nicht für komplexere Themen.

Leider ist es bei vielen nicht die Blödheit, sondern Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit. Und was die Umwelt betrifft, die wird mit Kippen und McDonalds-Tüten dekoriert.

MfG
Carsten

11.07.12 23:15
udalriche

nicht registriert

Re: Nur mal so zur Anregung

Hallo Oliver,
(hoffentlich mache ich mich mit meinen Gedanken zu Deinen nicht gleich unbeliebt).
Radio Eriwan: im Prinzip sind Deine Gedanken richtig ... aber: Wenn Du nur das schützen kannst/willst, was Du kennst, dann sieht es ziemlich düster aus. Ich kenne Dich nicht, unterstelle aber einmal, dass es Dir wie mir (und vielen anderen) geht. Du kennst einen kleinen Ausschnitt der Lebensgemeinschaften auf der Insel (und bist damit immerhin vielen Besuchern voraus). Genau genommen ist dieser Ausschnitt aber wirklich extrem klein (ich will Dir nicht zu nahe treten, denke aber, dass Du sicher kaum 1 % aller auf Madeira vorkommenden Arten kennst. Vielleicht tröstet es Dich, dass ich über Jahrzehnte mich mit den Flechten der Insel befasst habe - und nun feststellen muss, dass ich nicht einmal diese Gruppe einigermaßen gut kenne ... Du bist also nicht allein mit diesem Problem). Weil das also fast allen überhaupt Naturinteressierten so geht, besteht immer die Gefahr, dass man gerade das schützen will, was man kennt. Das ist schon mal besser als nichts, birgt aber auch Gefahren, weil der Schutz ausgewählter Arten das biozönotische Gleichgewicht in einem Ökosystem ganz schön in die Bredouille bringen kann (Beispiel dafür finden sich in jedem besseren Lehrbuch der Ökologie). Außerdem ist es auch ethisch sicher bedenklich, jene Arten die man kennt (vielleicht besonders auffällige oder häufige) zu schützen und unscheinbare, seltene oder kleine links liegen zu lassen ... vielleicht sind sie für die Stabilität des Systems sogar wichtiger als jene Arten, die man zufällig kennt, haben aber in jedem Fall auch ihre Daseinsberechtigung.
Langer Rede kurzer Sinn: Der von Dir zitierte Satz ist zwar plakativ und einprägsam, wird der Komplexizität von Ökosystemen nur beschränkt gerecht und greift m.E. nicht weit genug.
mfg Ulrich

P.S. Mit dem Alter kommt zuweilen auch ein bisschen Weisheit: Heute würde ich mich nicht mehr so leicht über die "Blödheit" vieler Menschen aufregen, nur weil sie Laurus azorica nicht von Persea indica unterscheiden können (vielleicht gar nicht wissen, dass es mehrere Lorbeerähnliche gibt). Diese Leute haben möglicherweise auf anderen Gebieten ein Wissen, über das ich überhaupt nicht verfüge (und dass außerdem mein Wissen über die "Biologie" Madeiras selbst sehr beschränkt ist, hatte ich ja bereits erwähnt; jeder Spezialist könnte mich auf seinem Gebiet leicht bloßstellen. Ich war oft mit einem Coleoptorologen unterwegs und weiß, wovon ich spreche).

12.07.12 09:20
Olivada 

Madeira-Riesenfingerhut

Re: Nur mal so zur Anregung

Hallo Ulrich,

das Thema hat ja die Überschrift: Nur mal so zur Anregung. Daher will ich doch mal genauer ausführen, da ich ja nur dem Sinn nach zitiert habe.

„Nur was man kennt, lässt sich schützen und nutzen.“ Der Satz steht in Richard Pott, Allgemeine Geobotanik, Springer-Verlag 2005, im Abschnitt „“Warum ein neues Lehrbuch.“

„Kinder im Sinne des Umweltschutzes zu erziehen ist ein Kerngedanke der Umweltschutzbewegung, entsprechend wird Kindern nun beigebracht, etwas zu schützen, von dem sie keine Ahnung haben.“ Aus Michael Crichton, Vorwort zu seinem letzten Roman „Micro“, Karl Blessing Verlag, 2011.

Beide Zitate habe ich dann im Kopf mal zusammengefasst, etwas verändert und plakativ hier eingestellt, „Kinder“ habe ich mit Menschen gleichgesetzt.

Die Zitate sind natürlich aus dem Zusammenhang herausgerissen. Das eine stammt aus einem Lehrbuch für die Uni, das andere aus einem Unterhaltungsroman. Ziel beider Autoren ist es sicher, ihren Lesern die Augen für die komplexen Zusammenhänge in der Natur zu öffnen.

Deine Ausführungen haben, meiner Meinung nach, dasselbe Ziel: Unscheinbares, Seltenes, Kleines und auch Unbekanntes zu schützten und evtl. die Wichtigkeit für das gesamte Umweltsystem zu erkennen und erkennen zu wollen.

Und da sind wir auch schon bei meinem Begriff der „Blödheit“. Dieser häufig anzutreffende Wesenszug hat für mich nichts mit fehlendem lexikalischen Wissen zu tun, sondern eher mit Ignoranz, Desinteresse und fehlendem „Erkennenwollen“.

Es wäre schön, wenn sich viele Zeitgenossen dem Ziel des „Erkennenwollen“ verschreiben würden, auf möglichst vielen Gebieten. Die Medienlandschaft könnte sich dadurch in Richtung mehr Qualität entwickeln, mehr wollen erkennen, mehr Qualität, mehr wollen erkennen, mehr Qualität...

Grüße
Oliver


P. S.: Mit solchen Gedanken machst Du Dich nicht unbeliebt, zumindest bei mir nicht.
P. p. S.: Ich werde mit den Jahren zwar auch immer milder – aber die „Blödheit“ nimmt immer mehr zu.

12.07.12 11:41
udalriche

nicht registriert

Re: Nur mal so zur Anregung

Hallo Oliver,

100 Prozent Zustimmung!

mfg Ulrich

P.S. In meinen Ökologie-Praktika im Gelände habe ich den von Dir angesprochenen Satz übrigens auch regelmäßig zitiert, weil er einen richtigen (und wichtigen) Kern enthält.

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