Brände und Brandschutz auf Madeira... sonstige Betrachtungen und Kommentare (u.a. in den Medien) |
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21.08.24 14:06
iris Administrator
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Brände und Brandschutz auf Madeira... sonstige Betrachtungen und Kommentare (u.a. in den Medien)
Um das "Brände 24"-Thema zu den Zuständen nicht zu stören, ein neuer Thread zu den traurigen Ereignissen auf Madeira. In den Nachrichten las man immer wieder Kontroverses dazu, ob die Vorgehensweise angemessen war, ob und wie die politischen oder anderweitig Verantwortlichen rechtzeitig, richtig oder falsch gehandelt haben. Zum Beispiel, als der Regierungschef Alberquerque zunächst davon Abstand nahm, Hilfe von außerhalb anzufordern. Mittlerweile ist dies (auch mehrfach) erfolgt. Spezialkräfte vom Festland und den Azoren sind eingetroffen und unterstützen die einheimischen Bombeiros. Alberquerque wurde auch dafür kritisiert, dass er nach einer kurzen Unterbrechung seines Urlaubes zum Ort der Katastrophe wieder an den Strand von Porto Santo zurückkehrte . Von dort meinte er, ebenso wie der Sekretär des Kathastophenschutzes Pedro Ramos, das Geschehen unter (ausreichender) Beobachtung zu haben. https://www.dnoticias.pt/2024/8/20/41696...no-porto-santo/
Auch wenn beide wieder auf der Hauptinsel sind, reißen die Vorwürfe (nicht nur der Opposition) nicht ab.
Laut RTP https://www.rtp.pt/noticias/pais/sindica...adeira_n1594277 Zitieren: forderte heute die Nationale Katastrophenschutzunion (Sindicato Nacional da Proteção Civil) die sofortige Entlassung des Präsidenten des Madeira-Katastrophenschutzes, António Nunes, und des regionalen Katastrophenschutzsekretärs, Pedro Ramos, aufgrund des seit acht Tagen wütenden Feuers auf der Insel und dem unsachgemäßen Vorgehen der Zuständigen.Die Gewerkschaft kritisierte vor allem den Widerstand gegen die Bitte um externe Hilfe und war der Ansicht, dass die Reaktion „spät, unorganisiert und unzureichend“ sei, was „Menschenleben, Naturerbe und die Sicherheit aller Madeiraner gefährdet“..
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22.08.24 06:55
iris Administrator
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Re: Brände und Brandschutz auf Madeira... sonstige Betrachtungen...Maßnahmenkatalog der SinFAP
Wohl als Antwort auf obige Forderung gab es von der unabhängigen Gewerkschaft Diese Einlassung https://www.jm-madeira.pt/regiao/sindica...lico-CC16506037 Zitieren: Die Unabhängige Gewerkschaft der Forst-, Umwelt- und Katastrophenschutzarbeiter (SinFAP) drückt ihre tiefe Dankbarkeit und Unterstützung gegenüber allen Betreibern aus, die in diesem Kampf an vorderster Front stehen und mit äußerst widrigen Bedingungen zum Schutz der Gemeinden und des Territoriums konfrontiert sind. Wir würdigen den unermüdlichen Einsatz und das Engagement aller Beteiligten und berichten von Erschöpfung und körperlichen Schwierigkeiten aufgrund der über mehrere Tage hinweg angehäuften Arbeit.
Die Insel Madeira ist derzeit mit einem Feuer konfrontiert, das seit acht Tagen andauert und die Komplexität und Herausforderungen deutlich macht, mit denen RAM – die Autonome Region Madeira – bei der Verhütung und Bekämpfung von Waldbränden konfrontiert ist.
Die raue Geographie, der schwierige Zugang und die Einschränkungen des Flugbetriebs haben gezeigt, dass dringend eine eingehende Überprüfung der Reaktions- und Präventionsstrategien erforderlich ist. In diesem kritischen Moment ist es von entscheidender Bedeutung, dass alle Beteiligten, sowohl auf lokaler als auch auf regionaler Ebene, eine klare, kohärente und einheitliche Kommunikation aufrechterhalten. Wir fordern Mäßigung im öffentlichen Diskurs und vermeiden Aussagen, die den Fokus von den Maßnahmen ablenken könnten, die zur Bekämpfung und Löschung der Brände erforderlich sind.
Für die politischen Führer wird es wichtig, ihre Rolle wahrzunehmen und sich auf die Lösung des Problems zu konzentrieren, indem den Menschen vor Ort Mittel und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Öffentliche Katastrophenschutzmaßnahmen oder deren Fehlen werden ein Thema sein, das nach dem Vorfall und anschließend jedes Mal besprochen werden muss man muss ihre wahre Verantwortung übernehmen.
Wir sind der Meinung, dass die Forderung nach Entlassungen ohne Lösungen angesichts einer Katastrophe dieser Größenordnung nur eine vereinfachende und dumme Übung ist. Wir fordern, dass die Kräfte gebündelt und das Feuer gelöscht werden. Danach müssen Lehren gezogen und damit Lösungen präsentiert werden (was uns bewegt) und jeder Entscheidungsträger muss verstehen, ob er richtig gehandelt hat und ob er in der Lage ist, in seiner Position zu bleiben.
Bevor wir über Änderungen nachdenken, müssen wir bereits im Hinblick auf den Winter und die bevorstehende Regenzeit Lösungen finden, die für RAM Probleme bereiten werden. Daher sind wir der Meinung, dass Folgendes getan werden sollte: 1. Bewertung der Schäden an den vom Feuer betroffenen Infrastrukturen sowie die Frage, wie der Zustand der Vegetation in der IUF überprüft werden kann (z. B. Bäume, die vom Einsturz bedroht sind), um ihre Sicherheitsbedingungen für die Rückkehr der vertriebenen Bevölkerung zu validieren und die Normalität wiederherzustellen;
2. Einschätzung des Bedarfs an psychologischer Unterstützung der Bevölkerung oder der Einsatzkräfte;
3. Kontrolle der Bodenerosion nach dem Verlust der Vegetationsdecke durch den Einsatz von Techniken wie Bepflanzung, Bau von Barrieren oder Stabilisierung von Hängen (die Orographie Madeiras macht diese Situation noch schlimmer!);
4. Wiederaufforstungsprogramme mit einheimischen Arten umsetzen, um das Ökosystem wiederherzustellen;
5. Wasserquellen schützen und überwachen, um eine Kontamination durch Asche und andere Ablagerungen zu vermeiden, und sicherstellen, dass die Wasserversorgungssysteme ordnungsgemäß funktionieren;
Angesichts der Herausforderungen halten wir es für unerlässlich, die Brandplanungs- und Präventionsstrategien auf der Insel Madeira zu überprüfen und zu stärken.
Da es unser Ziel ist, eine Lösung und kein weiteres Problem zu sein, schlagen wir Folgendes vor:
1. Detaillierte Kartierung von Risikogebieten
2. Präventionsinfrastrukturen (z. B. Feuerschneisen, Durchdringungspunkte in schwer zugänglichen Bereichen und Wasserstellen).
3. Unterstützung für Landwirtschaft und Landschaftspflege (z. B. Anreize für nachhaltige Landwirtschaft und Pflege der ländlichen Landschaft).
Auch die Fähigkeit, auf Brände auf der Insel Madeira zu reagieren, muss deutlich verbessert werden, deshalb verteidigen wir:
1. Gehaltserhöhung für Feuerwehrleute
2. Stärkung der personellen und materiellen Ressourcen
3. Verbesserung des Flugbetriebs (Überprüfung und Erweiterung der Luftressourcen, mit Schwerpunkt auf Flugzeugen, die für den Einsatz in schwer zugänglichen Gebieten und bei widrigen Wetterbedingungen geeignet sind).
4. Schulungen und Übungen zum Katastrophenschutz Abschließend blicken wir in die Zukunft mit der Überzeugung, dass es möglich ist, Madeira in ein Beispiel für Widerstandsfähigkeit und Bereitschaft zu verwandeln. Wo wir vorschlagen:
1. Erstellen Sie einen integrierten Brandschutzplan
2. Überwachungs- und Warnsysteme auf Basis künstlicher Intelligenz
3. Einsatz von Drohnen zur Überwachung und zum schnellen Eingreifen
4. Erstellen Sie grüne Streifen feuerresistenter einheimischer Vegetation
5. Aceiros-Infrastruktur
6. Anwendung feuerhemmender Farben in kritischen Infrastrukturen
7. Stärkung der lokalen Interventionskapazität mit Community-Response-Teams
8. Nutzung der Sonnenenergie für automatisierte Bewässerungssysteme
9. Anreizprogramme für regenerative Landwirtschaft
10. Sensibilisierungskampagnen für Virtual Reality (VR).
11. Entwicklung von Partnerschaften mit wissenschaftlichen Einrichtungen für Forschung und Innovation
12. Investieren Sie in Studien über die langfristigen Auswirkungen von Bränden auf das lokale Ökosystem und die Gemeinden und nutzen Sie Daten zur Verbesserung der öffentlichen Politik.
Wir glauben, dass wir durch die Umsetzung dieser Maßnahmen die Auswirkungen von Bränden auf der Insel Madeira erheblich reduzieren können, nicht nur die natürliche Umwelt, sondern auch das Leben und das Wohlergehen der Gemeinschaft schützen und in die Ausbildung und Stärkung der Arbeiter investieren können aus denen das RAM-Katastrophenschutzsystem besteht.
Auch wenn der JM Beitrag vorwiegend damit betitelt ist, dass das "Sindicato Independente dos Trabalhadores da Floresta, Ambiente e Proteção Civil" zur Mäßigung im politischen / öffentlichen Diskurs aufruft: Für mich ist daran auch klare ( konstruktive) Kritik am Vorgehen der aktuell Verantwortlichen zu erkennen.
Bei den Empfehlungen/ Forderungen/ Maßnahmen kann man sich nur wünschen, dass sie auch umgesetzt werden. Insbesondere die Aufforstung mit einheimischen Gewächsen - Und nicht nur Brandschneisen und möglicherweise neue befestigte Straßen, was sicher auch mancher gerne daraus lesen wird...
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22.08.24 07:09
iris Administrator
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Re: Brände und Brandschutz auf Madeira... sonstige Betrachtungen...Maßnahmenkatalog der SinFAP
In DN wird man dazu schon deutlicher (https://www.dnoticias.pt/2024/8/21/41708...os-seus-papeis/ ) und betont zu Beginn den Abschnitt mit der politischen Verantwortung
Für politische Führer wird es wichtig, ihre Rolle wahrzunehmen und sich auf die Lösung des Problems zu konzentrieren, indem den Menschen vor Ort Mittel und Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Öffentliche Katastrophenschutzmaßnahmen oder deren Fehlen werden ein Thema sein, das nach dem Vorfall und dann diskutiert werden muss.“ Jeder muss seine wirkliche Verantwortung übernehmen.“ ...
Allerdings werden im Beitrag auch nur Ausschnitte der Forderung/ Maßnahmen wiedergegeben und nicht der gesamte Katalog
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22.08.24 09:03
Mel Madeira-Natternkopf
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Re: Brände und Brandschutz auf Madeira... sonstige Betrachtungen und Kommentare (u.a. in den Medien)
Guten Morgen,
wir haben uns nie vorstellen können, wie primitiv die Behörden mit diesem Unglück vorgehen. Man weiß gar nicht, auf wen man mehr sauer sein soll, auf den egoistischen/gestörten Brandverursacher, oder das Krisenmanagent, welches man in einem europäischen Land nicht erwartet.
Nach dem Brand wird wieder Keiner eine Verantwortung dafür übernehmen u. alles bleibt beim Alten - bis zum nächsten Brand.
Die einzigartige Landschaft, wegen der die meisten Touristen auf die Insel kommen, ist für die nächsten Jahre zerstört. Was das für die Tourismusindustrie und die Menschen auf Madeira bedeutet, kann man sich ausmalen.
So wie wohl die meisten, wollten auch wir einen unbeschwerten Wanderurlaub auf Madeira verbringen. Leider sind mittlerweile die meisten Wanderwege gesperrt u. der geplante Urlaub kann so nicht mehr durchgeführt werden.
Leider können wir unseren Urlaub, nächsten 2 Wochen, nicht mehr stornieren, ohne auf den Kosten sitzen zu bleiben. Erst wenn das Feuer um das Hotel wütet, ist ein Stornierung möglich, was in Funchal wohl eher nicht der Fall sein wird. Der erste Urlaub, auf den wir uns nicht freuen.
Viele Grüße Mel
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22.08.24 19:01
madBee Madeira-Strelitzie
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Re: Brände und Brandschutz auf Madeira... sonstige Betrachtungen und Kommentare (u.a. in den Medien)
Hallo,
bezüglich der verbrannten Fläche des Lorbeerwaldes sind nicht alle einer Meinung mit Albuquerque, dass nämlich der eigentliche Laurissilva nicht betroffen sei.
https://www.dnoticias.pt/2024/8/22/41713...o-foi-afectada/
Z.B. betont die Koordinatorin für den Vogelschutz (SPEA) Cátia Gouveia , dass eine wahrscheinliche Zerstörung der Brut in den Nestern der Freira da Madeira verhängnisvoll sei, da diese Vögel(-paare) pro Jahr nur ein Ei ausbrüten, was für dieses Jahr schon geschehen sei. Die Alten können wegfliegen, aber die Küken könnten z.T. verbrannt sein.
https://www.dnoticias.pt/2024/8/22/41711...-dos-incendios/
Nachvollziehbar ist andererseits, dass man nicht 6000 Liter Wasser auf bewohntem oder landwirtschaftlich genutztem Gelände ablassen kann. (Der Lösch-Heli trägt nur 500 Liter.) Ob das aber den konkret umgesetzten Zeitplan rechtfertigt?
Weitere Meldung: Am zerstörten Miradouro des Boca da Corrida sollen jetzt schon Aufräumarbeiten, aber auch die Neupflanzung von Bäumen stattfinden.
https://www.jm-madeira.pt/regiao/miradou...ados-FC16508591 Was die Pflanzung von Bäumen in die verbrannte Erde betrifft, kann ich aus eigener Erfahrung (und Ungeduld) sagen, dass man dem Zeitplan der Natur folgen muss. Erst müssen eine erholte Kraut- und Grasnarbe den Boden vorbereitet haben - dann kann man Bäume pflanzen. Also eine PR-Aktion?
Grüße, madBee
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24.08.24 07:01
MNeuschaefer Madeira-Natternkopf
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Re: Brände und Brandschutz auf Madeira... sonstige Betrachtungen und Kommentare (u.a. in den Medien)
Guten Morgen.
Erst mal vielen Dank an @Iris, @Tom und viele andere hier für das Zusammentragen der lösungsorientierten, logischen und sinnvollen Vorschläge der SinFAP.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass bessere Maßnahmen zur Brandbekämpfung und zur Verhinderung von Brandausbreitungen nicht ausreichen werden.
Die zunehmenden Trockenperioden erfordern einfach auch Gewohnheitsänderungen und Wissen um die Folgen leichtsinnigen Umgangs mit Brandauslösern. Ca. 20% (!) der Inselfläche -hauptsächlich schönste Natur- sind alleine in den letzten beiden Jahren menschenverursacht niedergebrannt, das muss man sich mal vorstellen. Mit katastrophalen, langjährigen und noch unvorhersehbaren Folgen für ganz viele auf und von der Insel lebende Menschen.
Und das wird den meisten erst in ein paar Wochen bewusst werden. Die riesigen verkohlten Flächen werden die Stimmung ändern. Sicher werden noch viele Unaufgeklärte die Insel besuchen, aber was sie sehen und erleben werden, das wird Spuren hinterlassen, Madeiras Image verändern und viele für lange Zeit abschrecken.
Strikte Verbote, empfindliche Strafen und gelegentliches Durchgreifen und Aufklärung durch die oft allgegenwärtige, offenbar gut besetzte, aber (zum Glück) wenig beschäftigt wirkende Polizei sollten jedenfalls kein Tabuthema für die heiligen Inselkühe mehr sein.
Gemeint ist das ganzjährig zu beobachtende
- Niederbrennen von Hausmüll und Gartenabfällen auf unzähligen Privatgrundstücken - Wegschnippen glühender Zigarettenstummel aus Autos - privates Feuerwerk - wilde Lagerfeuer und der Betrieb privater Grillstätten in der Natur (auch von Rucksackwanderern…)
gefühlt jeweils mit steigender Tendenz….
Vielleicht ist das Desaster am Ende sogar ein heilender Schock und langfristig gut für die Natur. Ich hoffe und wünsche es innerster Linie den liebenswürdigen Einheimischen.
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