O bazar alemão von Helena Marques: ein Roman über Madeira in Zeiten des Nationalsozialismus |
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17.10.20 20:51
stefunienicht registriert
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O bazar alemão von Helena Marques: ein Roman über Madeira in Zeiten des Nationalsozialismus
Madeira und Nationalsozialismus?
Diese Frage tat sich mir bei der Lektüre von Tiagos Buch Madeira Maravilhosa auf, wo er persönliches Misstrauen gegenüber ihm als Deutschem in den frühen 70er Jahren schildert.
Als Jahrgang 1968 bin ich in der Schule intensiv über die Zeit des dritten Reiches unterrichtet worden, durch persönliche Kontakte eines Geschichtslehrers durfte unsere Klasse sogar kleinlaut und mit großem Respekt einem Holocaustüberlebenden gegenüber sitzen.
Aber was ein Land wie Portugal in Zeiten der Diktatur, geschweige denn die Bewohner einer Insel wie Madeira davon mitbekommen haben? Wie betraf sie das?
In Romanform hat Helena Marques in ihrem Buch O bazar alemão erst vor gut 20 Jahren entdeckte Erkenntnisse hierzu verarbeitet:
Wie eine Madeirenserin ihren arischen Verlobten auf Madeira nicht heiraten kann, weil sie Jüdin ist und deshalb die Behörden in Berlin die Geburtsurkunde des Mannes nicht herausgeben.
Wie die deutschen Schiffe "Kraft durch Freude" Urlauber nach Funchal bringen und ein kleines Mädchen beim Aussteigen ihre Mutter fragt, wieso hier keine Hakenkreuzfahnen sind.
Wie der deutsche Konsul von Madeira aufgefordert wird, jüdische Mitarbeiter zu entlassen.
Und und und, ich bin noch nicht durch.
Link zum Buch: https://www.wook.pt/livro/o-bazar-alemao...marques/8971681
Da es das Buch nur auf Portugiesisch gibt, habe ich mir die kindle-Version zugelegt: https://www.amazon.de/Bazar-Alem%C3%A3o-...4186&sr=8-2
Auf dem Kindle kann ich gleich das große Pons-Wörterbuch https://www.amazon.de/W%C3%B6rterbuch-Po...4241&sr=8-1
nutzen und beim Lesen Worte antippen und übersetzen lassen. Dies ist keine Werbung für Amazon: sowohl eBook als auch Wörterbuch sind leider nur für Kindle verfügbar.
Zuletzt bearbeitet am 17.10.20 20:57
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18.10.20 11:13
Torwarttrainer Madeira-Riesenfingerhut
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Re: O bazar alemão von Helena Marques: ein Roman über Madeira in Zeiten des Nationalsozialismus
Olá stefunie,
auch José Saramago äußert sich, in seinem Roman „Levantado do Chão“ (Hoffnung im Alentejo) zu diesem Thema. Er lässt, kurz nach Beendigung des zweiten Weltkrieges, einen Portugiesen sagen -die Deutschen mag ich nicht, doch die Russen kann ich erst recht nicht leiden, habe aber eine Schwäche für die Engländer. Auf Madeira war die Situation keine Andere, wobei die Hilfe mit Lebensmittel aus den USA dankend angenommen wurde. Dazu passt auch die Erinnerung Agostinhos wie ich sie in „Madeira maravilhosa“ widergebe. -Was dann nach Ende des Krieges geschah, erregte die ganze Insel. Ein großes russisches Versorgungsschiff ankerte vor Funchal. Dessen Kapitän bat, in den Hafen einfahren zu dürfen, um die mitgeführten Lebensmittel an die Bevölkerung zu verteilen, was die Repräsentanten der Inselverwaltung aber nicht genehmigten. Die Hoffnung der notleidenden Madeirenses auf eine verbesserte Verpflegung wurde auf das Ärgste enttäuscht. Am vierten Tag löschte der Russe die Ladung vor den Augen vieler Einheimischer außerhalb des Hafenbeckens und drehte ab, fort auf das weite Meer hinaus.-
Nur gut, dass sich diese negative Einstellung zu uns Mitteleuropäern verändert hat, meint
Madeira maravilhosa
Adeus: Tiago
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18.10.20 12:10
stefunienicht registriert
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Re: O bazar alemão von Helena Marques: ein Roman über Madeira in Zeiten des Nationalsozialismus
Olá Tiago,
Mein Denkansatz war (und ist), dass vermutlich persönliche Erfahrungen stärker prägten als das, was man damals aus Zeitung oder Radio mitbekam. Und wenn - wie jetzt gelesen - deutsche Arier auf Madeira den Herrenmenschen gegeben haben, so ist in Folge ein negativer Ruf kein Wunder.
Du und Deine Frau und in den Jahren bis heute viele andere Deutsche mussten erst durch ihr persönliches Auftreten, durch Respekt und Freundlichkeit "gegensteuern" und so bewirken, dass wir mittlerweile eher als Individuen gesehen werden.
Obrigada Euch und allen, die ihre Gastgeber im Ausland respektieren, für diese "Vorarbeit"
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18.10.20 15:23
madBee Madeira-Strelitzie
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Re: O bazar alemão von Helena Marques: ein Roman über Madeira in Zeiten des Nationalsozialismus
Hallo,
die Deutschen haben ihr Image als kriegerisches Volk sicher nicht nur vom zweiten Weltkrieg her.
Konkret auf Madeira bezogen, muss man daran erinnern, dass im ersten Weltkrieg (1916) ein deutsches U-Boot französische Schiffe und ein englisches Schiff im Hafen von Funchal torpedierte, was Menschenleben kostete. Als von der Insel zurückgefeuert wurde, wurde auch in Richtung Land geschossen und dabei auch einige Häuser zerstört, glücklicherweise ohne menschliche Opfer. Trotzdem geriet die Bevölkerung natürlich in Angst und viele flohen landeinwärts. Nach Ende des Krieges wurde eben wegen dieses Vorfalls das Denkmal für "Nossa Senhora da Paz" in Terreiro da Luta errichtet.
Ein Überblick (port.) - hier ist z.B. vom " feigen, verräterischen und bösartigen Geist der teutonischen Rasse" die Rede, es wird aber vor allem der fehlende Schutz durch das eigene Mutterland beklagt:
https://24.sapo.pt/atualidade/artigos/ha...ubmarino-alemao
Ausführlicher in den nächsten zwei Links: https://ensina.rtp.pt/artigo/bombardeame...-grande-guerra/
http://www.momentosdehistoria.com/001-gr...ha_madeira.html
und hier zum Denkmal: https://pt.wikipedia.org/wiki/Terreiro_da_Luta
Also, seid friedlich, Madeira-Freunde!
madBee
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