Zunächst einige Fragen - besonders an die Residenten (vor allen Dingen die, die enge Kontakte zur einheimischen Bevölkerung haben):
Wie bewältigen die Einheimischen auf Madeira die Krise?
Wie unterstützt und hilft man sich gegenseitig?
Gibts es Engpässe, z.B. wie bei Schutzmaterial hier in D?
Bei mir laufen gerade 2 3D-Drucker auf Hochtouren und drucken Mundschutze sowie Schutzschilde, die von u.a. Prusa als Opensource der 3d-Druck-Community zur Verfügung gestellt wurden https://www.prusaprinters.org/prints/258...ace-shield-rc3 , und die ich an diverse Arztpraxen spenden werde.
Falls dergleichen auf der Insel Engpässe sind, und die Paketlogistik noch funktioniert, würde ich gerne ein Carepaket senden, denn mir haben Mediziner der Insel vor 1,5 Jahren auch sehr geholfen.
Hallo Tom, ich habe den Beitrag verschoben, damit er nicht untergeht und auch später leichter zu finden ist. Die Herzchen gehen dabei leider verloren . Also bitte gerne nachtragen LG iris
(und noch ein paar Schlagworte für eine spätere Suche: Corona, Covid 19)
Zur Frage von Paketlogistik kann ich dir nichts sagen, aber Schutzmaterial kann nie genug da sein. Vielleicht nicht unbedingt im medizinischen Bereich, ich habe gelesen, dass in den letzten Tagen doch reichlich mit Militärtransporten angekommen ist, aber in anderen Bereichen (Supermärkte, etc.) würde ich mir wünschen, dass die Mitarbeiter mehr Schutz hätten.
Zu deinen Fragen - besonders an die Residenten (vor allen Dingen die, die enge Kontakte zur einheimischen Bevölkerung haben):
Wie bewältigen die Einheimischen auf Madeira die Krise?
Meine Wahrnehmung ist, dass die meisten Einheimischen eine große Bedrohung sehen und Angst haben, die Alten um ihr Leben, die Jungen um ihre Zukunft. Viele verstehen scheinbar auch nicht, wie die Covid 19 Infektion zustande kommt. Das liegt sicher nicht an einem Mangel an Information, die hiesigen Zeitungen berichten zwar in einfachen Worten, aber ausführlich. Was allerdings hängenblieb, ist das „bleib zuhause“. In der Interpretation der Alten heißt das: „geh nicht mehr aus dem Haus, mach Fenster und Türen zu“. Die Jungen bleiben zwar auch brav zuhause, feiern aber ihre Partys.
Wer rausgeht, um sich zu bewegen, wird argwöhnisch betrachtet oder auch ermahnt im Haus zu bleiben. Das erging mir selbst so und wurde auch genauso im JM berichtet. Zwei Journalisten waren an der Nordküste unterwegs, um die Leute zu befragen, wie sie mit der Situation zurechtkommen. Auch sie berichten von Misstrauen, Angst und teilweise aggressivem Verhalten. Im abgelegenen Ribeira Funda/Seixal wurden sie fast vertrieben: „Was wollt ihr hier? Alle sollen im Haus bleiben und ihr geht auf die Straße!“ Dazu muss erwähnt werden, dass die Nordküste noch keine Infizierten aufweist.
Wie unterstützt und hilft man sich gegenseitig?
Dazu kann ich nur aus der direkten Nachbarschaft berichten, dass sich mit Corona nicht viel verändert hat. Wir haben eine 93 jährige rüstige Nachbarin, für die wir schon seit jeher Botengänge übernehmen. Unsere andere Nachbarin verdient sich ihren Lebensunterhalt mit Gemüseanbau und braucht ab und an mal eine kräftige Hand. Nachbarschaftshilfe halt. Die Unterstützung unter den Residenten innerhalb der Gemeinde klappt auch gut. Die Gesunden gehen einkaufen, es wird viel telefoniert, ab und zu schaut man beim Spaziergang mal übers Gartentor und hält auf Abstand einen Schwatz.
die Einheimischen in ihrer Mehrheit folgen den behördlichen Anordnungen, das sieht man schon an den im Vergleich zu Deutschland sehr leeren Straßen. Andererseits weiß man natürlich auch nicht, was hinter verschlossenen Türen vor sich geht. Für die älteren Menschen ist es bestimmt auch seelisch eine sehr schlimme Zeit. Für die älteren Frauen entfällt der Gang in die Messe, und für die Männer das Zusammensein an den Straßenrändern. Und tagsüber verbringen die beiden Geschlechter nicht so viel Zeit zusammen. Die Männer scheinen sich zuhause nicht wohl zu fühlen. Was das Einkaufen betrifft, nehmen die Jüngeren durchaus ihre Verantwortung an, und besorgen das Nötige. Es gibt auch Gruppen von Jugendlichen, die sich ehrenamtlich für Einkäufe und Besorgungen zur Verfügung stellen.
Masken werden bis jetzt von der Normalbevölkerung fast gar nicht getragen.
Andererseits waren Masken und Gel zur Desinfektion schon mit Bekanntwerden der Bedrohung durch das Corona- Virus gleich vergriffen. Irgendwelche Leute müssen da wohl aus Spekulationsgründen ganz schön gehortet haben.
Auch hier kam es in Krankenhäusern, Altenheimen, bei Polizei und Feuerwehr zu einer Knappheit an persönlicher Schutzausrüstung (Masken, Visoren, Handschuhen). Inwieweit der noch besteht, und wer Hilfe am nötigsten hätte, ist natürlich schwer zu beurteilen. Es gibt Initiativen von Gruppen und Einzelpersonen, die solches Equipment drucken und spenden.
Gestern kam auch ein Flugzeug der Luftwaffe mit sehr viel Material hier an.
Ich füge einige Links zu Zeitungsartikeln an, um ein Bild zu vermitteln.